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56 Route 6. GIBRALTAR. Geschichte. Vorstadt South Town und dem Leuchtturm auf Europa Point ein-
genommen
sind. Die Häuser steigen in Terrassen bis zu 80m am
Bergabhang empor, die Straßen sind eng und dunkel, nur durch
wenige Plätze unterbrochen. Die einheimische Bevölkerung besteht
fast ganz aus Spaniern und Mischlingen der verschiedenartigsten
Volkselemente des Mittelmeergebietes. Die zahlreichen Marok-
kaner
, meist Händler aus Tanger, deuten auf die Nähe Afrikas. An-
genehm
fällt die Reinlichkeit und die geringe Zahl der Bettler
auf. Die Kohlenniederlagen am South Mole versorgen neben Algier
und Malta die direkt zum Sueskanal fahrenden Schiffe (jährlich
ca. 1200). Im übrigen beschränkt sich der Handel auf die Einfuhr
von Vieh und Lebensmitteln aus Galicien und Marokko.

Im Altertum hatte der Felsen den Namen Kalpe, während das Ge-
birge
auf der afrikanischen Seite Abyla hieß (die heutige Sierra Bullones,
S. 105). Beide zusammen galten als die Säulen des Herkules, d. h. als
Einfahrt zum Ozean. Unter dem Schutz des göttlichen Herkules-Melkarth
wagten sich die Phönizier durch die Meerenge bis nach dem fernen Bri-
tannien
und brachten mit der frühesten Kunde vom Norden und seinen
langen Winternächten den Völkern des Mittelmeers das Zinn, durch dessen
Vermischung mit Kupfer die Bronze hergestellt wird. Kalpe war auch
der Name der ersten phönizischen Pflanzstadt an der Bucht von Gibraltar,
während Carteia am innern Bogen der Bucht als altiberische Niederlassung
anzusehen ist. Carteia war noch unter den Karthagern ein wichtiger
Hafenplatz und erhielt 171 vor Chr. die erste römische Kolonie der Halb-
insel
. Mit dem Einbruch der Vandalen (S. 336) verschwindet hier jede ge-
schichtliche
Kunde. Erst im J. 711 tritt die Bucht wieder hervor, als der
von Mûsa, dem Statthalter des Kalifen von Damaskus, aus Marokko zu
einem Streifzuge nach Spanien abgesandte Berber Tarik ibn Zijâd von
Ceuta aus hier unweit des heutigen Algeciras landete und auf dem günstig
gelegenen Felsen eine Festung errichtete, die Anfänge des maurischen
Kastells (S. 57). Von diesem Heerführer, der 711 die Westgoten unweit
des Kaps Trafalgar (S. 60) bei Veger de la Frontera schlug, rührt der mo-
derne
, später in Gibraltar verkürzte Name Djebel-Târik (Tarikberg) her.
Im J. 1309 eroberte Al. Pérez de Guzmán (el Bueno) den Ort für Ferdi-
nand
IV. von Kastilien
, doch fiel er 1333 wieder in die Hände der Ma-
rokkaner
, die ihn erst 1462 endgültig an die Kastilier verloren. Infolge
der Plünderung Gibraltars durch algerische Seeräuber unter Kheireddin
(S. 231) im J. 1540 ließ Karl V. die Festungswerke umbauen und neue
Verteidigungsanlagen von der Südseite der Stadt bis zum Kamme des
Felsens errichten. Im J. 1610 führte der spanische Admiral Mendosa
die letzten andalusischen Moriscos (Mauren) hier aus demselben Hafen
nach Marokko zurück, von welchem aus einst ihre Vorfahren den Sieges-
lauf
durch die Halbinsel begonnen hatten. Folgenschwerer als die zehn
Belagerungen der älteren Zeit war die Überrumpelung der Festung während
des spanischen Erbfolgekrieges durch die Engländer, die sich dann gegen
die Spanier und Franzosen trotz sechsmonatiger Beschießung (1704-5)
im Besitz behaupteten. Auch die dreizehnte Belagerung (1727) und die
große Belagerung durch Franzosen und Spanier (1779-83) hatten das
gleiche Ergebnis und England blieb seit dem Frieden von Versailles (1783)
bis zur Gegenwart im unangefochtenen Besitze des Felsens.

Zu den älteren Festungswerken am Meeresufer, vom Landtor im
N. bis zum Europa Point im S., am Südabhange des Felsens oberhalb Eu-
ropa
Point und an der Nordseite (die berühmten unterirdischen Festungs-
galerien
), ist in den letzten Jahren noch eine Befestigung des Gipfels mit
Geschützen größten Kalibers gekommen.

Vom Old Mole, dem schon 1309 errichteten, in den letzten